Dieses Internet ist eine merkwürdige Sache. Mit dem Beginn der Albumpromo fing ich beinahe reflexartig an, in immer kürzer werdenden Abständen, die eigene Onlineperformance zu überprüfen. Klicks, Streams, Follower, Eindrücke, Likes, Watchtime, Verweildauer – die Zahl der statistischen Kenngrößen wirkt, als hätte der Internetgott zum Geburtstag eine Informatik-Piñata über den sozialen und unsozialen Medien zerklöppelt. Und wie es so viele Statistiken an sich haben, sagt es einem mehr über die Welt, sich die Leute anzuschauen, die sie rezipieren. In meinem Fall wird der Blick auf die eigenen Zahlen zu einem absurden Wettkampf gegen mich, die Zeit, die Welt, befreundete Künstler*innen. Kleinigkeiten bauschen sich zu weltbewegenden Ereignissen auf. Die AfD könnte in zwei Wochen stärkste Kraft im sächsischen Landtag sein? Egal – das Video zu „Lass uns“ hat 1000 Views! Der Klimawandel ist dramatischer als bisher angenommen? Das ist nichts dagegen, dass ich gestern nur 6 Streams bei Spotify hatte!
Es ist wohl auch ein langer Weg zur Medienkompetenz als Kunstschaffender. Ein kleiner Schritt dahin ist es, zu entscheiden, was für die eigene Musik wirkliche Relevanz besitzt und was nur mathematische Augenwischerei und Großmacherei ist. Das wird leichter, wenn man tagelang geplant, organisiert, arrangiert, aufgenommen, gemischt und kommuniziert hat, um am Ende ein wunderschönes Video als Erinnerungsstück an ein fantastisches Konzert zu sehen. Das ist nämlich dieses Wochenende passiert – das Video von „Herein“ und „Was soll man dazu noch sagen?“ vom Releasekonzert ist herausgekommen. Und ich bin ein wenig stolz. Diesmal, glaube ich, zu Recht.